Nachgefragt! Zukunft der Rheingauer Kulturlandschaft
Welche Chancen und Herausforderungen sehen Winzerinnen, Winzer, die Weinwirtschaft, Behörden und Naturschutzorganisationen? Hier finden Sie deren Antworten.




Klimawandel, Ökonomie und Naturschutz: So sehen die Akteure die Herausforderungen*

Klimawandel als größte Sorge der Region
Alle Befragten sehen die Veränderungen des Klimas, die sich beispielsweise durch eine größere Trockenheit oder Starkregen zeigen, als zentrale Herausforderung. Während der Klimawandel von allen als zentrale Herausforderung gesehen wird, unterscheidet sich die Bewertung anderer Herausforderungen deutlich zwischen den verschiedenen Gruppen.
Regeln und Wirtschaftlichkeit belasten Winzerinnen, Winzer und Weinwirtschaft
Neben den Veränderungen des Klimas benennen Winzerinnen, Winzer sowie die Weinwirtschaft vor allem ökonomische und rechtliche Herausforderungen als zentral für den Rheingau.

Naturschutz im Fokus: Lebensräume, Dünger und Wasserverbrauch
Sowohl Behörden und Verwaltung als auch Verbände und Organisationen des Naturschutzes sehen drei weitere Herausforderungen für den Weinbau: der Verlust artenreicher Lebensräume, die Folgen von Pflanzenschutz- und synthetischen Düngemitteln sowie der hohe Wasserverbrauch durch Bewässerung.
Bodenveränderungen bedrohen die Kulturlandschaft
Die Verbände und Organisationen des Naturschutzes sehen zudem die Veränderungen des Bodens als wichtige Herausforderung.

Nachhaltigkeit vs. Wirtschaftlichkeit – ein Balanceakt
Ähnlich wie Winzerinnen, Winzer und die Weinwirtschaft, sehen Behörden und Verwaltung die Schwierigkeit, Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit gleichzeitig zu erreichen.
Kaum im Fokus: Treibhausgase, Energieverbrauch und Grundwasser
Keiner der Befragten zählte die Verringerung von Treibhausgasemissionen zu den fünf größten Herausforderungen für den Rheingau. Auch Themen wie der Energieverbrauch im Weinbau oder die Verschlechterung des Grundwassers spielten eine untergeordnete Rolle. Ebenso wie gestalterische Aspekte der Landschaft, beispielsweise das durch Monokulturen geprägte Landschaftsbild oder die Konkurrenz um Flächen, wurden nur von wenigen als eine der fünf größten Herausforderungen genannt.
*Die Befragten wurden aufgefordert, von einer Liste von Herausforderungen (siehe Methodenkasten rechts) auszuwählen, welches die fünf größten Herausforderungen für den Rheingau als weinbaugeprägte Kulturlandschaft für sie darstellt.
Weinbau der Zukunft: Chancen und Potenziale
Was den Weinbau jetzt voranbringt
Wir haben nach einzelnen Maßnahmen gefragt, die für den Weinbau derzeit besonders vielversprechend sind*. Alle befragten Gruppen bewerteten die folgenden Maßnahmen als besonders erfolgsversprechend:
- Pflanzenvielfalt fördern
- Weinbau an den Klimawandel anpassen
- Boden gut bewirtschaften und pflegen
Zustimmung gab es auch für die Maßnahme, die Kulturlandschaft vielfältig zu nutzen und ihre verschiedenen Funktionen zu erhalten.
Maßnahmen, die noch nicht überzeugen
Weniger Zustimmung fanden hingegen bislang kaum umgesetzte Maßnahmen, wie Agro-Photovoltaik (Weinbau mit Solaranlagen) sowie Automatisierung und Digitalisierung.
*Die Befragten wurden gefragt eine Reihe von Maßnahmen für einen zukunftsfähigen Weinbau auf einer Skala von „(5) sehr vielversprechend“ bis „(1) gar nicht vielversprechend“ zu bewerten.



Nächste Schritte: Transferformate und Folgebefragung im Rheingau
Die Ergebnisse fließen in die Weiterentwicklung zielgerichteter Transferformate der Hochschule Geisenheim für die Region Rheingau ein.
Am Ende des Projekts wird zudem eine weitere Befragung durchgeführt, mit dem Ziel, die Veränderungen der Bedürfnisse und Interessen im Zeitverlauf – und gegebenenfalls erste strukturelle Trends in der Kulturlandschaftsentwicklung sichtbar zu machen.




Warum wir die Region Rheingau befragt haben
Die vom Weinbau geprägte Kulturlandschaft im Rheingau steht vor erheblichen ökologischen, klimatischen und wirtschaftlichen Herausforderungen. Wie blicken lokale Akteure in die Zukunft der Region? Was sind ihre größten Herausforderungen? Was sind zukunftsfähige Maßnahmen für den Weinbau im Rheingau?
Um hierauf Antworten auf diese Fragen zu finden, hat das Institut für sozial-ökologische Forschung (ISOE) gemeinsam mit der Hochschule Geisenheim (HGU) eine Online-Befragung mit regionalen Akteuren durchgeführt. Im Fokus standen dabei neben den aktuellen Herausforderungen der Akteure im Rheingau die zukünftige Entwicklung der Kulturlandschaft.
An der im Sommer 2024 durchgeführten Befragungn nahmen insgesamt 92 Vertreterinnen und Vertreter der Weinwirtschaft, von Behörden sowie von Verbänden und Organisationen aus dem Naturschutz im Rheingau teil. Ihre Antworten helfen, ein breites Stimmungsbild einzufangen.
Im nachfolgenden Infokasten finden Sie Details zur methodischen Vorgehensweise.

Die Online-Befragung richtete sich an alle Akteure des Rheingaus, die den Bereichen Weinwirtschaft, Naturschutz, Verwaltung und Verbände angehören. Beworben wurde die Befragung über verschiedene Newsletter und lokale E-Mail-Verteiler wie dem Rheingauer Weinbauverband, KliaNet (Kooperationen zur Klimaanpassung im Rheingau), Zweckverband. Die Teilnahme war möglich zwischen dem 05. Juli und dem 11. September 2024. Pro Fragebogen waren ca. 10-20 Minuten Bearbeitungsdauer vorgesehen. Es wurden 92 vollständig ausgefüllte Fragebögen zurückgesandt (= Stichprobengröße). Die Befragten wurden anhand ihrer Angaben zum Beruf in drei Gruppen eingeordnet.
Auf der nachfolgenden Grafik sehen Sie die Verteilung der Befragten nach Berufsgruppen.