Studierende setzen Trockenmauer im „Krähennest“ instand – Lernen am echten Stein
Wie fühlt es sich an, mehrere Tonnen Stein zu bewegen, eine historische Mauer Stein für Stein neu aufzubauen und dabei ein jahrhundertealtes Handwerk zu erlernen? Genau das konnten zehn Studierende verschiedener Studiengänge bei einem dreitägigen Trockenmauerkurs in der Rüdesheimer Terrassenlage „Krähennest“ erleben.
Bereits zum vierten Mal fand das Seminar in Kooperation mit dem Forstamt Rüdesheim und dem Zweckverband Welterbe Oberes Mittelrheintal statt. Unter Anleitung von Winzer und Trockenmauerbauer Helge Ehmann lernten Studierende der Landschaftsarchitektur, des Gartenbaus, Weinbaus & Önologie sowie der Internationalen Weinwirtschaft, wie historische Mauern aufgebaut und fachgerecht erhalten werden.
Warum Trockenmauern wichtig sind
Trockenmauern prägen die Kulturlandschaft im Rheingau und im Oberen Mittelrheintal seit Jahrhunderten. Sie strukturieren Steillagen, schaffen Mikrohabitate und bieten Lebensraum für Eidechsen, Wildbienen und seltene Pflanzen. Viele dieser Mauern sind jedoch durch Flurbereinigung und Mechanisierung verschwunden oder stark sanierungsbedürftig.
Lernen am echten Beispiel
Der Kurs bot einen direkten Praxistransfer: Nach einer kurzen Einführung arbeiteten die Studierenden an einer eingestürzten Mauer. Lose Steine wurden sorgfältig abgetragen, anschließend der Aufbau Schicht für Schicht erneuert. Ein besonders komplexer Abschnitt mit großen Felsbrocken forderte das Team heraus – hier waren ein gutes Auge und Zusammenarbeit gefragt. Trotz nasskaltem Wetter blieb die Motivation hoch.
Da die Baustelle umfangreicher war als erwartet, werden die Restarbeiten im nächsten Jahr abgeschlossen.
„Das ist aktive Pflege der Kulturlandschaft“
Viele Teilnehmende nahmen nicht nur handwerkliche Fähigkeiten mit, sondern auch ein neues Verständnis für traditionelle Landschaftselemente. „Das Wissen um diese Technik wird immer gefragter – in der Landschaftspflege genauso wie im Gartenbau“, fasste eine Studentin zusammen. Auch der fachbereichsübergreifende Austausch wurde als sehr bereichernd empfunden.
Ausblick
Der Trockenmauerkurs soll auch künftig fortgeführt werden – im nächsten Jahr steht die Sanierung eines weiteren Abschnitts an. Ein Dank gilt dem Forstamt Rüdesheim, das Mittel des Landes Hessen für Naturschutzmaßnahmen im Welterbe bereitstellte, sowie den engagierten Studierenden, die das Wissen weitertragen und anwenden möchten.
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