Wasserrückhalt: Betonrinnen ersetzen
In vergangenen Zeiten sollte das Wasser schnellstmöglich aus dem Weinberg abtransportiert werden. Betonrinnen sind die Zeugen dieser Zeit. Welche Alternative kann an ihrer Stelle heute wichtig sein?
Wasserrückhalt im Weinberg wird im Zuge der Klimafolgenanpassung ein immer wichtiger werdendes Thema. Vierlerorts wird Wasser über kilometerlange Betonrinnen aus dem Weinberg geleitet. Auch birgt jegliche Form der Bodenbewirtschaftung sowie der Weinbau selbst Gefahren der Bodenerosion und eines schnellen Abfluss von RegenwasserHier geht derzeit viel wertvolles Wasser zur Bodenwasserspeicherung und zur Grundwasserbildung verloren. Eine Möglichkeit ist, das bestehende Leitungssystem aus oberirdischen Betonrinnen zumindest punktuell zu verändern.
In den Flurbereinigungsverfahren der 70er und 80er Jahren wurden neben der Zusammenführung von Flurstücken auch die Entwässerung der Gemarkungen neugestaltet. Der damalige Stand der Forschung suggerierte eine schnelle und direkte Entwässerung bei starken Niederschlägen. Hierbei stellten „Betonrinnen“ eine gute bauliche Möglichkeit dar, bei der sowohl eine schnelle Entwässerung gewährleistet wurde als auch wenig Fläche für den Anbau verloren ging.
Am Geisenheimer Fuchsberg wurde im Jahr 2023 gemeinsam mit den Stadtwerken Geisenheim eine Betonrinne aufgebrochen und renaturiert. Ersetzt wurde diese durch eine mäandernde Gewässerrinne mit Natursteinen im Gewässerbett. Neben die Rinne wurden Einzelbäume gepflanzt, die zukünftig Schatten spenden.
Ziel dieser Maßnahme ist es, eine verstärkte Versickerung/Infiltration des Niederschlagswassers zu erreichen und dadurch den Oberflächenabfluss zu reduzieren. Der stärkeren Wasserrückhalt in der Weinbergsflur hat positive Auswirkungen auf den Weinbau, der durch den Klimawandel mit zunehmendem Trockenstress der Reben konfrontiert ist. Ferner leistet die Maßnahme einen Beitrag zum Hochwasserschutz, da sie im Niederschlagsgebiet einen geringeren Wasserabfluss und damit eine Verminderung und Verzögerung von Hochwasserwellen in Gewässern erreicht. Zusätzlich fördern die Bäume die Struktur- und Artenvielfalt in der intensiv genutzten und monotonen Weinbergsflur am Fuchsberg. Nebenbei werden auch positive Auswirkungen auf das Landschaftsbild erzielt.
Zwei weitere Maßnahmen zum Wasserrückhalt, die Alternativen zu einer kompletten Renaturierung aufzeigen, sind derzeit im Bau.